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Erdbeben zwischen Rotenburg und Neuenkirchen, Lüneburger Heide

DATUM:20. Oktober 2004
HERDZEIT:06:59:16 UTC
BREITE: 53.04 N
LÄNGE:9.54 E
TIEFE:5 km
MAGNITUDE:ML = 4.5 (BGR)
Letzte Modifikation: 03.12.2004 15:00 MESZ

Am 20. Oktober 2004 erschütterte um 8:59 Uhr MESZ (6:59 UT) ein Erdbeben der Stärke 4.5 (Lokale Magnitude) die Lüneburger Heide im Bereich zwischen Rotenburg und Neuenkirchen (gelber Stern in der Karte). Dieses Beben wurde im Epizentralgebiet heftig verspürt. Die vom Erdbebenherd ausgehenden seismischen Wellen wurden vereinzelt sogar bis Hannover gespürt. Ein Nachbeben mit der Magnitude von 2.3 wurde um 9:47 Uhr MESZ (07:47 UT) registriert.

Norddeutschland gilt im Allgemeinen als erdbebenarmes Gebiet. Trotzdem kam es in der Vergangenheit auch vereinzelt zu kleineren Erdstössen (rote Punkte). Am 2. Juni 1977 wurde bei Soltau ein Erdbeben der Magnitude 4.0 registriert. Das jetzige Erdbeben ist das stärkste Beben im Norddeutschen Raum seit Beginn der instrumentellen Aufzeichnung vor über 100 Jahren.

Erste Analysen des Erdbebens haben ergeben, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein tektonisches Beben war, das durch eine Abschiebung entlang einer Grundgebirgsstörung ausgelöst worden ist. So deuten Modellrechnungen zur Bestimmung des Herdmechanismus auf einen Erdbebenherd in rund 5 km Tiefe hin. Der grosse Schütterradius des Bebens von über 70 km resultiert aus der Tiefenlage des Erdbebenherdes. Der Erdbebenherd liegt im Bereich eines Kreuzungspunkts zweier regionaler Störungszonen im Grundgebirge. Die seismischen Registrierungen zeigen einen steil abschiebenden Bewegungssinn entlang der so genannten Scheeßel-Fallingbostel-Störungszone, die sich von Nordnordwest nach Südsüdost erstreckt. Die Lage des Hypozentrums unterhalb der Zechstein-Salzformation und die relativ hohe Magnitude von 4,5 auf der Richter-Skala schließen ein Einsturzbeben im Hutgestein eines Salzstockes aus.

Auch das Erdbeben von Soltau am 2. Juni 1977 mit einer Magnitude von ML=4,0 auf der Richter-Skala lag im Kreuzungspunkt zweier Bruchzonen und hatte seine Ursache an Bewegungen entlang einer Nordnordwest-Südsüdost-streichenden Störung. Die Ähnlichkeit der Mechanismen im Erdbebenherd zwischen dem Soltaubeben von 1977 und dem Erdbeben bei Neuenkirchen schließt auch einen Zusammenhang mit der Erdgasförderung in dieser Region praktisch aus, da sich das Beben von Soltau bereits 1977 ereignete, mehrere Jahre bevor in diesem Gebiet Erdgas gefördert wurde.

BGR-Pressemitteilung vom 3.12.2004: Ursache des Erdbebens von Rotenburg/Wümme aufgeklärt (PDF, 103 KB)

Die Karte zeigt das Epizentrum östlich von BremenDie Karte zeigt das Epizentrum östlich von Bremen Quelle: BGR; Kartengrundlage: BKG 2003

Das Erdbeben wurde von allen Messstationen des GRSN (German Regional Seismic Network) in Deutschland registriert. Die nächstgelegene Station ist Niedersachsen-Riedel (NRDL) - gelbes Dreieck auf der Karte oben - in einer Entfernung von etwa 70 km zum Epizentrum. Im folgenden Seismogrammbeispiel sind die Ankunftszeiten der Kompressionswelle auf den kurzperiodisch gefilterten Seismogrammen von ausgewählten Stationen des GRSN rot markiert.

Aus der zeitlichen Differenz dieser sogenannten P-Einsätze kann die Richtung, aus der die seismischen Wellen kommen, und die Entfernung zum Ursprung der Wellen und damit das Epizentrum des Erdbebens ermittelt werden.

Seismogramme der GRSN-Stationen mit markierten Ankunftzeiten der Erdbebensignale

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