BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

Die Küste von Ost-Grönland. Die Aufnahme entstand im Rahmen des PANORAMA-Projekts während der Ausfahrt 2017.

Marine Forschung: BGR-Großprojekt in der Arktis abgeschlossen, 03.08.2022

Nach umfangreicher Auswertung wissenschaftlicher Daten hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) jetzt den Abschlussbericht für das marine Forschungsprojekt PANORAMA vorgelegt. In dem langfristig ausgerichteten Projekt mit einer Laufzeit von acht Jahren hatten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der BGR im Austausch mit internationalen Forschungsteams aus Anrainerstaaten den geologischen Untergrund der marinen Gebiete in der europäischen Arktis untersucht.

Große Teile des Arktischen Ozeans und seiner Randmeere sind bislang geologisch nur wenig erforscht. Daher standen wissenschaftliche Fragestellungen zur komplexen Geologie der Arktis im Vordergrund der Untersuchungen, wie etwa die Öffnungsgeschichte des Nordatlantiks vor 50 Millionen Jahren sowie der strukturelle Aufbau des geologischen Untergrundes entlang der nördlichen Kontinentränder. Vier Expeditionen mit Forschungsschiffen unter Leitung der BGR führten in die nördliche Barentssee und die Grönlandsee. Dabei wurden auch aufgrund von ungewöhnlichen Eisbedingungen Forschungsarbeiten in zuvor nicht zugänglichen Gebieten nördlich Spitzbergens und Grönlands durchgeführt. Beteiligt waren Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen, die mit geologischen, geophysikalischen, geochemischen und mikrobiologischen Methoden den Meeresboden sowohl in den oberen Schichten als auch in mehreren Kilometern Tiefe untersuchten.

Für zwei ausgewählte Sedimentbecken in der nördlichen Barentssee und vor Nordost-Grönland wurden Modellierungen der Kohlenwasserstoffpotenziale durchgeführt. Die Ergebnisse der BGR prognostizieren für die nördliche Barentssee im Vergleich zu aktuellen Abschätzungen des geologischen Dienstes von Norwegen (NPD) geringere Erdöl- und Erdgasbildungen. Danach geht die BGR von einem Potenzial an förderbaren Kohlenwasserstoffen von 0,23 Gigatonnen (Gt) aus. Für den nördlichen Teil der Grönlandsee ergaben die Abschätzungen der BGR einen Wert von 0,50 Gt. Damit lag das Ergebnis der BGR für dieses Gebiet deutlich unter den bisherigen Prognosen des US-amerikanischen geologischen Dienstes (USGS). Da Bohrungsinformationen fehlen, sind die Ergebnisse nach wie vor mit großen Unsicherheiten behaftet. Eine Gewinnung der Vorkommen in diesen entlegenen und zum Teil eisbedeckten Gebieten wird seitens der Anrainerstaaten derzeit allerdings nicht angestrebt.

Zur wissenschaftlichen Arbeit gehörten auch Umweltuntersuchungen, bei denen mit geomikrobiologischen Verfahren in den Sedimenten teils noch unbekannte Lebensgemeinschaften entdeckt wurden. In den verschiedenen arktischen Untersuchungsgebieten wurden im Sediment einzigartige mikrobielle Gemeinschaften mit teilweise unterschiedlichen Zusammensetzungen gefunden und analysiert. An Hand von Laboruntersuchungen konnten – vergleichbar mit Vorkommen in anderen Weltmeeren – Mikroorganismen mit der Fähigkeit zum Kohlenwasserstoffabbau verbreitet nachgewiesen werden, die sich beispielsweise von natürlich austretenden Kohlenwasserstoffen ernähren. Als Ergebnis der Arbeiten wurde eine Datenbank mit genetischen Informationen (rRNA) der Sediment-Mikroorganismen für die untersuchten arktischen Meeresgebiete erstellt.

Der Abschlussbericht (geringe Auflösung, 9 MB oder volle Auflösung, 125 MB) dokumentiert.die vielfältigen Ergebnisse des Projektes. Darin finden sich u.a. die Verzeichnisse der im Projekt erstellten wissenschaftlichen Publikationen, Details zu Beckenmodellierungen und Umweltuntersuchungen, Literaturstudien zu Gashydraten und zur Umwelttechnik sowie Links zu Datensätzen wie z.B. dem Arktis-Viewer der BGR. Ermöglicht wurde das Projekt nicht zuletzt durch die internationale Zusammenarbeit u.a. mit den geologischen Diensten der Anrainerstaaten (NPD, GEUS, USGS). Die Arbeiten zum PANORAMA-Projekt waren gleichzeitig Ausgangspunkt für neue Forschungsprojekte in der Arktis, die weitere Puzzleteile zum geologischen Verständnis dieser schwer zugänglichen Region liefern werden. Die BGR selbst ist seit den 1970er Jahren mit unterschiedlichen Forschungsprogrammen in der Arktis aktiv. Diese umfassen neben den marinen Arbeiten auch Geländearbeiten der Polargeologie, wie etwa im Schwerpunktprojekt CASE (Circum-Arctic Structural Events).

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