Nachhaltige Nutzung des Grundwassers in Küstenzonen
Hauskolloquium am Dienstag, den 02. Mai 2017 um 10°° Uhr im Großen Sitzungssaal des Hauses.
Moderation: Thomas Himmelsbach
Post, V.: Salzwasserintrusion - eine globale Herausforderung
Küsten sind zumeist besonders wirtschaftlich aktive Zonen und es wird erwartet, dass der Zustrom von Menschen dorthin in den kommenden Jahrzehnten noch zunehmen wird. Verbunden mit zunehmender Industrialisierung sowie steigendem Lebensstandard ist von einer deutlichen Steigerung der Wasserentnahme auszugehen. Steigende Meerwasserspiegel und der Klimawandel stellen weitere Herausforderungen dar. Im Untergrund von Küstenzonen befinden sich Salz- und Süßwasser in einem dynamischen Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht ist sehr empfindlich gegenüber Störungen, d.h. einer übermäßigen Entnahme von Süßwasser. Diese kann zu einem Nachströmen von Salzwasser führen („upconing“), wodurch die Grundwasser-führenden Schichten für lange Zeit unbrauchbar werden. Solche Versalzungen werden in zahlreichen Gebieten der Welt beobachtet.
Houben, G.: Versalzung und Wiederaussüßung der Frischwasserlinse der Insel Baltrum nach der Sturmflut 1962
Eine große Gefahr für Süßwasserlinsen ist die Überflutung durch Salzwasser von oben, z.B. bei Stürmen oder durch Tsunamis. Im Rahmen des Meerwasserspiegelanstiegs und des Klimawandels könnten solche Szenarien in Zukunft häufiger auftreten. Allerdings ist wenig bekannt wie lange die Prozesse der Salzwasserausbreitung und der Wiederaussüßung dauern. Diese Lücke kann durch Daten von Baltrum geschlossen werden, wo die Süßwasserlinse bei der Hamburg-Flut von 1962 fast vollständig überflutet wurde, wobei große Mengen Salzwasser eindrangen. Damals wurden umfangreiche geophysikalische und hydrochemische Daten erhoben um die Wiederaussüßung zu untersuchen. Dieser weltweit einmalige Datenschatz wurde nun mit einem Computer-Modell nachgerechnet, um dadurch ein Prognosewerkzeug für ähnliche Fälle entwickeln zu können. Auf Baltrum dauerte es ca. 5 Jahre bis das Wasser wieder nutzbar war und nach ca. 10 Jahren war der ursprüngliche Zustand nahezu erreicht.