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Pressemitteilung

Hannover, 12.12.2017

BGR Energiestudie 2017: Weltweite Versorgungslage bei Energierohstoffen entspannt – Deutschland ist weltgrößter Erdgas-Importeur

Weltweit wächst die Nachfrage nach Energie weiter. Dabei weisen die erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung mit 10 % die stärksten Steigerungsraten aller Energieträger auf und ihr Anteil am globalen Primärenergieverbrauch stieg auf 17 %. Statt die fossilen Energieträger bereits heute zu verdrängen, decken die erneuerbaren Energien weltweit steigende Bedarfe, kompensieren Rückgänge bei der Kernenergie und helfen drängende Umweltprobleme zu mindern. In absehbarer Zukunft ist daher global weiter von einem "dualen Energiesystem" auszugehen, bei dem fossile und erneuerbare Energien gemeinsam die Energieversorgung gewährleisten müssen. So lautet das Fazit der Experten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in ihrer jetzt veröffentlichten „BGR Energiestudie 2017 – Daten und Entwicklungen der deutschen und globalen Energieversorgung“.

Aus rohstoffgeologischer Sicht können die Vorräte an Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran auch einen wachsenden globalen Bedarf über Jahrzehnte decken. Zusammen mit den erneuerbaren Energien kann daher die Energieversorgung langfristig gewährleistet werden, so die Studie. Kurz- und mittelfristig werden die fossilen Energieträger mit einem Anteil von knapp 78 % die Hauptenergiequelle darstellen. Allgemein zeigt sich gegenwärtig eine entspannte Versorgungslage bei allen Energierohstoffen.

Deutschland ist auf dem Weg, seine Energieversorgung grundlegend umzustellen: weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien. Dabei soll in den nächsten Jahrzehnten insbesondere Erdgas noch einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland leisten. „Mit einem spürbaren Anstieg des deutschen und weltweiten Erdgasverbrauches ist zu rechnen. Schon heute ist Deutschland der weltweit größte Importeur von Erdgas“, erklärt BGR-Energieexperte Dr. Harald Andruleit. Deutschlands Anteil an den europäischen Erdgaseinfuhren liegt bei 23 %. Beim Verbrauch gehört es mit rund 101,5 Mrd. m3 zu den größten Konsumenten in der Welt.

Die Ergebnisse der Studie* im Einzelnen:

Erdöl ist weltweit der wichtigste Energielieferant und wird dies auch in absehbarer Zukunft bleiben. Sein Anteil am Primärenergieverbrauch lag im Berichtszeitrum bei rund 30 %. In den nächsten Jahren kann aus rohstoffgeologischer Sicht bei einem moderaten Anstieg des Bedarfs die Versorgung gewährleistet werden. Die Reserven und Ressourcen stiegen durch die Neubewertung nicht-konventioneller Vorkommen. Die für die Mineralölversorgung entscheidenden konventionellen Erdölreserven blieben allerdings konstant. Die Länder des Nahen Ostens und Russland decken rund 45 % der weltweiten Rohölexporte ab. Geopolitische Instabilitäten in diesen Ländern könnten bereits kurzfristig zu Förderengpässen und Preisanstiegen führen.

Erdgas ist noch in sehr großen Mengen vorhanden und kann aus rohstoffgeologischer Sicht die Versorgung der Welt weiterhin über viele Jahrzehnte gewährleisten. Im Nahen Osten liegen die größten Erdgasvorräte. Die Region verfügt sowohl über substantielle offshore- als auch onshore-Reserven. Die umfangreichsten onshore-Reserven finden sich in Russland. Aufgrund der rückläufigen Erdgasförderung in Deutschland und Europa wächst die Abhängigkeit von Importen. Obwohl Europa Zugang zu einem großen Teil der weltweiten Reserven hat, bleiben geopolitische Risiken ein Schlüsselfaktor bei der Erdgasversorgung.

Die Reserven und Ressourcen an Hartkohle und Weichbraunkohle können aus rohstoffgeologischer Sicht den erkennbaren Bedarf für viele Jahrzehnte decken. Mit einem Anteil von rund 54 % an den Reserven und rund 89 % an den Ressourcen verfügt Kohle über das größte Potenzial von allen nicht-erneuerbaren Energierohstoffen. Seit 2012 befand sich der globale Kohlesektor in einer Restrukturierungsphase und die globale Förderung von Kohle sank aufgrund eines verminderten Bedarfs in den vergangenen vier Jahren um nahezu 10 %. Im Jahr 2017 nahm die globale Kohlenförderung wieder zu und könnte nach vorläufigen Schätzungen drei Prozent höher ausfallen als 2016. Aufgrund der hohen CO2-Emmissionen gibt es in vielen Ländern Bestrebungen, den Einsatz der Kohle bei der Energieversorgung deutlich zu reduzieren. Um den absehbaren Anstieg des weltweiten Primärenergieverbrauchs – insbesondere in den Entwicklungsländern – zu decken, wird Kohle im globalen Maßstab weiterhin eine bedeutende Rolle einnehmen.

Die Kernenergie verliert in Deutschland weiter an Bedeutung. Aus globaler Sicht bleibt sie ein wichtiger Energieträger. In Europa wird die Nachfrage nach Uran künftig voraussichtlich weiter sinken, vor allem in Asien ist mit einem Anstieg des Uranverbrauchs zu rechnen. Die globalen Vorräte für Uran sind sehr umfangreich, sodass aus rohstoffgeologischer Sicht in absehbarer Zeit kein Engpass bei der Versorgung mit Kernbrennstoffen zu erwarten ist.

Erneuerbare Energien deckten im Jahr 2016 rund 17 % des globalen Primärenergieverbrauchs. Den Hauptanteil steuerten weiterhin die „klassischen“ regenerativen Energiequellen wie feste Biomasse und Wasserkraft bei. Der Anteil von Windkraft und Photovoltaik ist derzeit trotz eines rasanten weltweiten Ausbaus noch vergleichsweise gering. In Deutschland sind erneuerbare Energien die wichtigste Stromquelle. Ihr Anteil am Strommix erreichte 2016 rund 29 %. Verglichen mit dem Jahr 2001 hat sich der Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Primärenergieverbrauch vervierfacht. Unter ihnen ist die Tiefe Geothermie eine erfolgreich erprobte Form der Energiegewinnung, die sowohl im Hinblick auf die Klimaproblematik als auch geopolitisch attraktiv ist. Ihr globales Potenzial ist sehr groß, wird jedoch bislang nur wenig genutzt. Auch in Deutschland bleibt der Anteil am Primärenergieverbrauch mit 0,3 % weiterhin gering, zeigt aber signifikante Wachstumsraten.

*Datenbasis für die Studie: Ende 2016

Weitere Informationen:
http://www.bgr.bund.de/energiestudie2017

Fachlicher Ansprechpartner
Dr. Harald Andruleit, Tel.: 0511 643 2513 , E-Mail: Harald.Andruleit@bgr.de


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Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679
E-Mail: Andreas.Beuge@bgr.de, Internet: http://www.bgr.bund.de

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