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Pressemitteilung

Hannover, 06.08.2019

BGR untersucht Sand aus der Sahara und von der Arabischen Halbinsel:
Zu fein – Wüstensand kein hochwertiger Baurohstoff

Die Welt ist reich an Sand – geologisch gesehen. Allerdings sind die verfügbaren Vorkommen nicht überall gleichermaßen als hochwertige Baurohstoffe geeignet. So importierte der Wüstenstaat Dubai für den Bau des Burj Khalifa – mit 828 Metern das höchste Gebäude der Welt – große Mengen an Bausand aus Australien. Andernorts führt der illegale Handel mit Sand zu großen Natur- und Umweltschäden. So verschwinden in Marokko und Indonesien ganze Strände und sogar Inseln.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die im vergangenen Jahr eine Kurzstudie zur Verfügbarkeit und Marktlage von Bausanden in Deutschland („Sand – auch in Deutschland bald knapp?“) veröffentlicht hat, ist jetzt in einer Untersuchung der Frage nachgegangen, ob sich Wüstensande nicht möglicherweise doch als hochwertige Baurohstoffe eignen. Aufgrund der zu großen Rundung der einzelnen Körner galt Wüstensand bisher als ungeeignet – zumindest als Bestandteil zur Herstellung von hochwertigem Beton.

Für eine stichpunktartige wissenschaftliche Untersuchung analysierte die BGR im Labor zwölf unterschiedliche Sandproben aus der Sahara – mit 9 Millionen Quadratkilometern Fläche die größte Wüste der Welt – und von der Arabischen Halbinsel. Die Proben wurden der BGR vom Deutschen Sandmuseum in niedersächsischen Cramme (Landkreis Wolfenbüttel) zur Verfügung gestellt, das über 45.000 unterschiedliche Sandproben aus aller Welt in seinem Bestand hat. Die von der BGR aktuell untersuchten Wüstensande stammen aus Mauretanien, Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Niger, Oman und verschiedenen Regionen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).

„Die Sahara ist vor allem eine Stein-, Fels- oder Geröllwüste. Der Anteil von Sand liegt bei nur rund 20 %. Fels produziert bei Verwitterung immer wieder neuen scharfkantigen Sand, während völlig runde Sandkörner extrem selten und nur an wenigen Meeresküsten zu finden sind“, erklärt Dr. Harald Elsner, der die Untersuchung in der BGR koordinierte. Eine Feststellung, die eher für eine Eignung von Wüstensand als Baurohstoff sprechen würde.

Im Labor bestimmten die BGR-Experten die mineralogische Zusammensetzung der Sande sowie Form und Größe der einzelnen Körner. Danach bestehen die Wüstensande nicht nur aus hartem Quarz, sondern enthalten auch unbrauchbare Bestandteile wie Gips, Glimmer und verschiedenste Karbonate. Die Mineralkörner weisen meist eine gedrungene Form auf und sind etwas mehr abgerundet als deutsche Betonsande. Kugelige Sandkörner, die zum Bauen gar nicht geeignet sind, finden sich allerdings kaum.

Auffällig für die BGR-Experten war jedoch die geringe Korngröße der untersuchten Wüstensande. „Hochwertiger Bausand für Beton muss alle Korngrößenfraktionen zwischen 0,063 mm und 2 mm abdecken“, erklärt BGR-Sandexperte Elsner. Ein vom Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO) zu Vergleichszwecken zur Verfügung gestellter typischer Betonsand vom Niederrhein enthielt neben 49 % Feinsand auch 35 % Mittelsand, 14 % Grobsand sowie 2 % Feinkies. „Mit Ausnahme des analysierten libyschen Sandes besitzt der Wüstensand dagegen keinerlei Grobsandanteile und auch Mittelsand fehlt meist ganz. Nur Feinsand und zum Teil etwas Staubkorn, kleiner 0,063 mm, ist vorhanden“, so Elsner.

Der Wüstensand ist offenkundig zu fein. Elsner: „Der Wind in der Sahara bläst offensichtlich meist konstant, aber nicht sehr stark, was größtenteils nur zu Ablagerungen von Feinsand führt. Aus diesem Feinsand kann man hochfesten Beton, wie er für die Wolkenkratzer in Dubai benötigt wird, aber nicht herstellen.“

Weitere Informationen:
Korngrößenanalyse:
https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/GG_Mineral/Kolloidchem_Lab/Granulometrie/granulometrie_inhalt.html

Mineralogie:
https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/GG_Mineral/Kolloidchem_Lab/Roentgen_Beugungsanalyse/roentgen_beugungsanalyse_inhalt.html

Fachlicher Ansprechpartner:
Dr. Harald Elsner, Tel. 0511 643 2347, E-Mail: Harald.Elsner@bgr.de


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Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679
E-Mail: Andreas.Beuge@bgr.de, Internet: http://www.bgr.bund.de

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