Hannover, 19.08.2019

„Tag der offenen Tür“ in der GERES-Messstation auf dem Sulzberg in Haidmühle: Geowissenschaften hautnah erleben!

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ist mit ihren Messstationen Teil eines weltumspannenden Überwachungsnetzes zur Einhaltung des internationalen Kernwaffenteststoppabkommens (CTBT). Zu diesen Stationen gehört die Anlage „GERES“ in der Gemeinde Haidmühle im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau. Für rund 9 Millionen Euro wurde die unterhalb des 1147 Meter hohen Sulzberges gelegene Messstation in den zurückliegenden zwei Jahren modernisiert. Am 25. August 2019 präsentiert die BGR die technisch runderneuerte Anlage bei einem „Tag der offenen Tür“ der Öffentlichkeit.

Wanderer und Radfahrer mussten seit Sommer 2017 einen großen Bogen um das beliebte Erholungsgebiet „Haidel“ in der Nähe des zur Gemeinde Haidmühle gehörenden Ortes Bischofsreut machen. Dort befindet sich unweit der tschechischen Grenze das „GERES-Array“, wie es in der Fachsprache heißt. Der Name steht für German Experimental Seismic System. Die Anlage besteht aus insgesamt 33 einzelnen Messstellen. Zum Messnetz gehören sowohl Seismometer- als auch Infraschallstationen. Seit mehr als 20 Jahren betreibt die BGR „GERES“. Die ungestörten Messbedingungen für Seismologie und Infraschall machen die Anlage einzigartig in Europa. Die Seismometer sind direkt auf kristallinem Gneis und Granit installiert und registrieren in ihren drei bis fünf Meter tiefen Schächten im Boden jedes noch so kleine seismische Signal im Untergrund. Ergänzt wird diese Anlage durch hochempfindliche Infraschallstationen, die jede Veränderung des Luftdrucks registrieren. Auf diese Weise kann die BGR mit ihrer Messanlage im Bayerischen Wald nicht nur natürliche Erdbeben, sondern auch nukleare Explosionen in aller Welt feststellen.

So registrierte GERES auch die Atomtests im mehr als 8.000 Kilometer entfernten Nordkorea. Die Anlage gehört zu den 50 seismischen Primärstationen, die das Kernwaffenteststoppabkommen überwachen. Jede dieser Station schickt ihre Aufzeichnungen innerhalb weniger Sekunden an das Datenzentrum der Organisation zur Verifikation des Abkommens (CTBTO) bei den Vereinten Nationen in Wien.

In der Vergangenheit führten Blitzeinschläge bei GERES zunehmend zu Ausfällen. Aus diesem Grund wurde das Leitungsnetz 2017/18 grundlegend erneuert. „Für die neue Verkabelung wurden 223 Kilometer Leerrohre, 66 Kilometer Lichtwellenleiterkabel und jeweils 56 Kilometer Strom- und Steuerkabel verlegt“, berichtet BGR-Geophysiker Gernot Hartmann. Aus Sicherheitsgründen wurde das Waldgebiet zwischenzeitlich wochentags für die Öffentlichkeit gesperrt. Lediglich am Wochenende durften sich Erholungssuchende dort aufhalten.

Für die Gemeinde Haidmühle hatten die Baumaßnahmen auch eine positive Seite: Das verlassene Dorf Leopoldsreut, in dem jedes Jahr Festspiele stattfinden, konnte im Zuge der GERES-Modernisierung an das Stromnetz angeschlossen werden.

Beim „Tag der offenen Tür“ am 25. August können die Besucherinnen und Besucher nicht nur GERES besichtigen. Die BGR präsentiert auch Teile ihres breiten Forschungsspektrums. Eine Vielzahl von Angeboten für die ganze Familie machen die Geowissenschaften hautnah erlebbar. So wird mit dem Einsatz eines Modellhubschraubers die Inspektion eines möglichen nuklearen Testgeländes nachgestellt. Eine „Erdbebenmaschine“ macht sichtbar, wie ein Erdbeben entsteht. Und ein nachgebautes Polarcamp vermittelt einen Eindruck von der Arbeit während einer Expedition in die Antarktis. Dort unterhält die BGR ebenfalls eine Messstation zur Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens.

Weitere Informationen:
www.bgr.bund.de/geres-tag-der-offenen-tuer

Fachlicher Ansprechpartner:
Gernot Hartmann, Tel.: 0511 643 3227, E-Mail: Gernot.Hartmann@bgr.de