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Hannover, 13.03.2009
BGR-Pilotprojekt in Ruanda: Transparenz, Sozial- und Umweltstandards durch Zertifizierung mineralischer Rohstoffe
Im Auftrag der Bundesregierung führt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gemeinsam mit dem geologischen Dienst Ruandas (OGMR) ein Pilotprojekt zur Zertifizierung von Handelsketten mineralischer Rohstoffe durch. Am 25. und 26. März 2009 findet dazu ein Planungsworkshop mit Vertretern beteiligter Institutionen und Unternehmen in der ruandischen Hauptstadt Kigali statt.
Ziel dieses gemeinsam vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzierten Projekts ist es, eine transparente, faire und nachhaltige Rohstoffwirtschaft
in Konfliktregionen zu unterstützen. Wichtigster Bestandteil des Verfahrens sind der Herkunftsnachweis und eine Überprüfung des Handelvolumens der mineralischen Rohstoffe Zinn, Wolfram- oder Tantalerze. Gleichzeitig soll die Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards bei der Rohstoffgewinnung gefördert werden.
Das Projekt geht zurück auf eine Initiative der G8-Staaten, die auf ihrem Gipfel in Heiligendamm im Juni 2007 ihre Unterstützung für eine Pilotstudie zur Zertifizierung mineralischer Rohstoffe zugesagt hatten. „Bislang existiert im Kleinbergbau kein Gütesiegel für die Einhaltung von Nachhaltigkeits- und Entwicklungsstandards – das Pilotprojekt in Ruanda kann ein erster Schritt dazu sein“, so Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, Präsident der BGR. „Gerade in Ländern Zentralafrikas entziehen sich Abbau und Export hochwertiger Bodenschätze häufig der staatlichen Kontrolle. Der Abbau im Kleinbergbau, der in Ruanda derzeit den größten Teil des Rohstoffabbaus ausmacht, findet teilweise illegal statt. Handel und Export sind oft nicht transparent“, erläutert Kümpel.
„In Ruanda soll mit Unternehmen, die dies unterstützen wollen, eine Zertifizierung anhand eines entsprechenden Management- und Monitoringplanes beispielhaft umgesetzt werden“, beschreibt BGR-Projektleiterin Dr. Gudrun Franken die Ziele der Pilotstudie. Projektpartner sind vor Ort ansässige Unternehmen, die im Jahr 2006 im Rahmen der Neustrukturierung des Bergbausektors Konzessionen von der staatlichen Gesellschaft „Redemi“ mit dem Ziel erhalten haben, Produktivitätssteigerungen beim Abbau durch kontinuierliche Verbesserungen bei Betriebsmitteln und Ausrüstungen zu erreichen.
Auf der Kundenseite der Handelskette beteiligen sich metallproduzierende Unternehmen aus Industrienationen an dem Pilotprojekt, darunter auch das in Niedersachsen ansässige Unternehmen H.C. Starck (Goslar). Gegenstand der Vertragsvereinbarung zwischen Rohstoffproduzenten und Verarbeitern ist die Lieferung von Erzkonzentraten aus Ruanda nach Europa. Betriebsprüfungen vor Ort sorgen für einen Abgleich von Produktions-, Liefer- und Vorratsmengen.
Grundlage für die Bewertung der Handelskette sind die Integritätsinstrumente der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für multinationale Unternehmen. Die Ausgangslage der geplanten Lieferbeziehungen wurde von unabhängigen Gutachtern untersucht.
Die Laufzeit des Projekts beträgt 18 Monate. Die Kosten belaufen sich auf 500.000 Euro, von denen das BMWi und das BMZ je die Hälfte tragen. Die vom BMWi finanzierte Projektkomponente beinhaltet die internationale Abstimmung des Zertifizierungs-Konzepts. Das BMZ unterstützt die modellhafte Umsetzung der Zertifizierung von Rohstoffbetrieben in Ruanda.
„Der Ausbau der nationalen Rohstoffgewinnung bietet Ruanda die Möglichkeit zur lokalen Wirtschaftsentwicklung“, erklärt der für Rohstoffe zuständige BGR-Abteilungsleiter, Dr. Volker Steinbach. Derzeit seien in Ruanda schätzungsweise bis zu 100.000 Menschen im Kleinbergbau aktiv. Rund 15 % der Gesamtbevölkerung seien so indirekt vom Bergbau als Erwerbsgrundlage abhängig. „Das Pilotprojekt kann einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung und Verbesserung der Lebensverhältnisse in Ruanda leisten“, betont Steinbach. Ruanda gehört zu den Hauptlieferanten von Tantalerz. Rund 50 % des Weltbedarfs werden von afrikanischen Ländern wie Äthiopien, Mosambik, DR Kongo und Ruanda gedeckt.
In einem weiteren Projekt hat die BGR einen analytischen Herkunftsnachweis für Tantalerz entwickelt. Der so genannte chemisch-mineralogische „Fingerprint“ ermöglicht eine Identifizierung von Tantal-Erzkonzentraten aus anerkannten oder registrierten Betrieben innerhalb der Handelskette. Bei diesem forensischen Nachweis können an Hand gemessener chemischer und mineralogischer Parameter die Herkunftslagerstätten von Tantalerz lokalisiert und somit auch zweifelhafte Lieferungen aus möglichen Konfliktregionen identifiziert werden. Der Fokus liegt bei diesem Projekt auf dem gesamten afrikanischen Raum.
Das Metall Tantal wird wegen seiner hohen Temperatur- und Korrosionsbeständigkeit vielfältig in der Industrie eingesetzt. Ganz besonders aber ist Tantal aus der modernen Mikroelektronik nicht mehr wegzudenken. Tantal ist ein wesentlicher Bestandteil für die Produktion kleinster, leistungsfähiger Kondensatoren, die in Mobiltelefonen, Laptops und Flachbildschirmen eingesetzt werden.
Weitere Informationen:
http://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Zusammenarbeit/TechnZusammenarbeit/bgr_tz_node.html
Ansprechpartner:
Dr. Gudrun Franken (Projekt Zertifizierung)
Tel.: 0511-643-2370 , E-Mail: Gudrun.Franken@bgr.de
Fritz Rainer Haut (Arbeitsbereich Afrika)
Tel.: 0511-643-2329, E-Mail: fritzrainer.haut@bgr.de
Dr. Frank Melcher (Projekt „Fingerprint“)
Tel.: 0511-643-2562, E-Mail: Frank.Melcher@bgr.de
| Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679, mobil: 0170 8569662 E-mail: info@bgr.de Internet: http://www.geozentrum-hannover.de |