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BGR-Seismometer registrieren zweiten Atomtest in Nordkorea

Nordkorea hat nach eigenen Angaben am 25. Mai 2009 um 2:54 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) seinen zweiten unterirdischen Atomwaffentest durchgeführt. Die BGR, die für die Bundesrepublik Deutschland die Einhaltung des Kernwaffenteststoppvertrages (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty, CTBT) überwacht, hat den vermutlichen Kernwaffentest mit ihren Seismometern im Bayerischen Wald registriert und dabei festgestellt, dass sich dieser ebenso wie der erste Test im Jahr 2006 in der nordkoreanischen Provinz Nord-Hamgyong ereignet hat.

Hier fand der vermutliche Kernwaffentests statt (gelber Stern). Die Abbildung zeigt das seismische Stationsnetz des internationalen Überwachungssystems im ostasiatischen RaumHier fand der vermutliche Kernwaffentests statt (gelber Stern). Die Abbildung zeigt das seismische Stationsnetz des internationalen Überwachungssystems im ostasiatischen Raum Quelle: BGR

„Wir konnten das Ereignis mit Hilfe unserer hochsensiblen seismischen Stationen aufspüren und mit entsprechender Präzision lokalisieren“, so Dr. Christian Bönnemann, Leiter des Fachbereichs CTBT/Seismologisches Zentralobservatorium. Die BGR-Anlagen im Bayerischen Wald, rund 8200 Kilometer vom Ereignis entfernt, sind Bestandteil des internationalen CTBT-Überwachungssystems (IMS).

Die ebenfalls von der CTBT-Organisation in Wien bestimmten Herdparameter wurden von der BGR durch unabhängige eigene Arbeiten bestätigt. „Danach lag das Epizentrum in der nordkoreanischen Provinz Nord-Hamgyong bei 41.284° nördlicher Breite und 129.074° östlicher Länge – damit stimmt das aktuelle Ereignis nach unseren Untersuchungen mit dem des ersten verifizierten Tests Nordkoreas vom 9. Oktober 2006 überein“, erklärt Dr. Bönnemann. Im Vergleich der seismischen Registrierungen, so das Ergebnis der BGR-Untersuchungen, zeigt sich eine Übereinstimmung der Bodenbewegungen der Ereignisse von 2006 und 2009. „Allerdings lag die Stärke des aktuell registrierten Bebens mit der ermittelten Magnitude 4,7 deutlich über dem Wert von 4,3 im Jahr 2006“, so Dr. Bönnemann. 

Die seismischen Registrierungen der nordkoreanischen Sprengungen vom 9. Oktober 2006 (oben) und vom 25. Mai 2009 (unten), die von den BGR-Stationen im Bayerischen Wald in 8200 Kilometer Entfernung ermittelt wurdenDie seismischen Registrierungen der nordkoreanischen Sprengungen vom 9. Oktober 2006 (oben) und vom 25. Mai 2009 (unten), die von den BGR-Stationen im Bayerischen Wald in 8200 Kilometer Entfernung ermittelt wurden Quelle: BGR

Aus der ermittelten Magnitude des aktuellen Ereignisses schließen die BGR-Wissenschaftler auf eine Ladungsstärke von etwa 10 Kilotonnen (kt). „Das ist die zehnfache Stärke gegenüber dem Test vor drei Jahren. Damals lag der Wert der Ladung bei einer Kilotonne“, erklärt Dr. Bönnemann.

Das Zentralobservatorium der BGR: Seismologen überwachen die Einhaltung des KernwaffenteststoppvertragesDas Zentralobservatorium der BGR: Seismologen überwachen die Einhaltung des Kernwaffenteststoppvertrages Quelle: BGR

Viele Indizien sprechen für eine Nuklearexplosion, wie sie von offiziellen nordkoreanischen Stellen bereits Wochen vor dem Ereignis angekündigt worden war und letztlich nach der Durchführung bestätigt wurde. Zum einen, weil es in dem Gebiet in der nordkoreanischen Provinz nur eine sehr geringe Erdbebentätigkeit gibt. Zum anderen, weil nach der umfassenden Analyse der seismischen Wellenformendaten durch die BGR und die CTBT-Organisation alle relevanten Parameter auf einen deutlichen explosiven Charakter des Ereignisses hindeuten.

In der Regel eignen sich seismische Verfahren nicht zur Identifikation der Sprengung als Kernwaffentest, da an Hand der Registrierung nicht zwischen chemischer und nuklearer Explosion unterschieden werden kann. Allerdings verfügt das internationale Überwachungssystem IMS zusätzlich über Stationen zur Messung der radioaktiven Isotope in der Luft. Mit Hilfe dieser Stationen kann die so genannte „smoking gun“ als potenziell kritisches Ereignis bestimmt werden. Dabei werden radioaktive Xenon-Isotope, die als Folge einer unterirdischen Kernsprengung aus dem Gebirgsmassiv austreten, in der Luft gemessen. Bei diesem Ereignis waren die Mengen der Xenon-Isotope allerdings so gering, dass sie unterhalb der Nachweisgrenzen dieser Radionuklidstationen lagen. Dennoch geht die BGR ebenso wie die CTBT-Organisation davon aus, dass die Explosion am 25. Mai 2009 einen nuklearen Ursprung hatte.  

Der BGR wurde nach Beitritt der Bundesrepublik zum Kernwaffenteststoppabkommen im Jahre 1996 die Funktion des nationalen Datenzentrums (NDC) innerhalb des internationalen Überwachungssystems übertragen. Neben ihren Stationen im Bayerischen Wald betreibt die BGR für die Überwachung des Kernwaffenteststopps weitere Messsysteme in der Antarktis.

Weitere Informationen unter: Vermutlicher zweiter Nordkoreanischer Kernwaffentest am 25. Mai 2009. Vorläufiger Bericht, Stand: 25. Mai 2009 14:30 MESZ (PDF, 127 KB)

Kontakt

    
Dr. Christian Bönnemann
Tel.: +49-(0)511-643-3134
Fax: +49-(0)511-643-2304

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