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Explosion eines Treibstofflagers in Hemel Hempstead, England

Am 11. Dezember 2005 ereignete sich um 7:01 (MEZ) eine starke Explosion in einem Treibstofflager in Hemel Hempstead etwa 40 km nördlich von London, England. Nach bisherigen Meldungen wurden lediglich 43 Menschen verletzt, was im Anbetracht der explodierten Menge von etwa 60 Millionen Liter Benzin gering ist. Die Schallsignale dieser Explosion wurde im Bayrischen Wald an der deutschen IMS-Infraschallstation I26DE registriert. Ebenso zeichnete das Infraschallmessnetz IGADE nördlich von Bremen die Signale auf.

In der unteren Abbildung 1 sind die Ergebnisse der Kreuzkorrelations-Analyse sowie die Summenspuren (oben, Mitte bzw. unten) beider Stationen I26DE und IGADE (oben bzw. unten) dargestellt. Bei der Kreuzkorrelations-Analyse handelt es sich um ein Verfahren zur Richtungsbestimmung, das ursprünglich zur Ortung seismischer Signale entwickelt wurde. Die Peilung erfolgt ähnlich wie bei einer Radarantenne. Dabei wird eine Ebene-Wellen-Anpassung entsprechend der Differenzlaufzeiten der aufgezeichneten Signale an den jeweiligen Sensoren einer Station vorgenommen und somit die Einfallsrichtung der Welle sowie deren scheinbare Geschwindigkeit bestimmt. Den beiden Abbildungen zufolge erreichen die Explosionssignale die Station I26DE aus 291 Grad mit scheinbaren Geschwindigkeiten von 345 bis 380 m/s. Die entsprechenden Werte für IGADE sind 247 Grad und 340 bis 370 m/s.

Kreuzkorrelations-Analyse I26DEErgebnisse der Kreuzkorrelations-Analyse der Infraschallregistrierungen (oberes und mittleres Bild) an der Stationen I26DE sowie die Summenspur (unteres Bild) Quelle: BGR

Kreuzkorrelations-Analyse IGADEErgebnisse der Kreuzkorrelations-Analyse der Infraschallregistrierungen (oberes und mittleres Bild) an der Stationen IGADE sowie die Summenspur (unteres Bild) Quelle: BGR

Nach der Richtungsbestimmung mit den beiden Stationen kann durch Kreuzpeilung der Quellort ermittelt werden. Da die Koordinaten der Explosion bekannt sind, eignet sich dieses Ereignis zur Überprüfung des Lokalisierungsvermögens von Infraschall-Registriersystemen. Diese Aufgabenstellung stellt eine große Herausforderung dar, da die Temperatur- und Windverhältnisse in der Atmosphäre tages- und jahreszeitlich stark variieren und damit die Schallausbreitung beeinflussen. Abbildung 2 zeigt das Ergebnis der Kreuzpeilung unter Einbeziehung der von der schwedischen Station UPP (222 Grad und 345 m/s) gelieferten Richtungswerte und der Messung an der französischen Station FLERS (0 bis 4 Grad und 330 bis 350 m/s). Um die Windeffekte zu korrigieren, wurden Richtungskorrekturen für die entsprechenden Wellenwege der Infraschallsignale vom Explosionsort zu den einzelnen Stationen berechnet. Hierfür wurde ein mittleres meteorologisches Model verwendet, das Angaben über Wind- und Temperaturprofile für den Zeitbereich der Explosion (11. Dezember 2005, 7:00 (MEZ)) enthält. Dank der Windkorrektur und der vielen einzelnen Phasen an den Stationen ist die Ortung sehr präzise. Insgesamt sind es 15 Einsätze an vier Stationen, die der Explosion zugeordnet werden konnten. Der Fehler in Lokalisierung beträgt lediglich 8.2 km in der Entfernung und 23 Sekunden in der Herdzeit (siehe Abbildung 2).

Karte mit ExplosionsortErgebnis der Lokalisierung mit Hilfe der Infraschallstationen FLERS, UPP, IGADE und I26DE. Insgesamt haben diese Stationen 15 Phasen beigetragen; hingegen haben die schwedischen Stationen LYC, KIR und JAM keine Signale registriert Quelle: BGR

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