BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

Navigation ▼

Stubenberg: Meteoritenfall in Niederbayern


DATUM:06. März 2016
UHRZEIT:21:37 UTC
ORT:Stubenberg, Niederbayern

In den späten Abendstunden des 6. März 2016 war über Teilen Österreichs, Bayerns und Tschechiens eine helle Leuchterscheinung zu beobachten. Es handelte sich um einen ursprünglich etwa 600 kg schweren und 14 km/s schnellen Meteoroiden, der in steilem Winkel in die Erdatmosphäre eintrat. Dieser konnte mit den Aufnahmen professioneller digitaler Meteorkameras registriert werden (siehe Abbildung 1), ebenso gab es zahlreiche Augen- und Ohrenzeugen des Ereignisses.

Abb.1: All-sky Aufnahme des Meteoroiden mit einer Meteorkamera in Kocelovice, Tschechien in südwestlicher RichtungAbb.1: All-sky Aufnahme des Meteoroiden mit einer Meteorkamera in Kocelovice, Tschechien in südwestlicher Richtung Quelle: Pavel Spurny, Astronomical Institute, Academy of Sciences of the Czech Republic


Der Eintritt in die Erdatmosphäre und das Auseinanderbrechen in verschiedene Bruchstücke macht sich unter anderem als lauter Knall ähnlich einer Explosion bemerkbar und ist als Druckwelle auch insbesondere im Infraschallbereich weithin detektierbar. Die deutsche Infraschallstation I26DE in Bischofsreut konnte den Meteoroiden daher ebenfalls registrieren (siehe Abbildung 2).

Abb. 2: Infraschallaufzeichnung des Stubenberg-Ereignisses an der Station I26DEAbb. 2: Infraschallaufzeichnung des Stubenberg-Ereignisses an der Station I26DE Quelle: BGR

Im Zeitintervall 21:41 UTC bis 21:42 UTC, also etwa 4-5 Minuten nach dem Ereignis wurden deutliche Infraschall-Signale registriert. Dies lässt auf eine Entfernung von etwa 70-80 km zum Ereignis schließen. Dabei trafen die ersten Wellen (rote Anteile in Abbildung 2, oben links) aus südwestlicher Richtung vom Ende der Leuchtbahn in 17.6 km Höhe nach etwa 4 Minuten ein, während die später eintreffenden Wellensignaturen (blaue Anteile oben rechts) vom weiter entfernten und südlicheren Anfang der Trajektorie erst etwa eine Minute später die Station erreichten. Variationen der Herkunftsrichtung (oberer Teil der Abbildung) von einigen Winkelgrad lassen auf eine sich schnell bewegende Quelle schließen, Variationen in der scheinbaren Geschwindigkeit (mittlerer Teil der Abbildung) auf sich verändernde Höhe und damit sich verändernden Elevationswinkel der Schallwellen beim Eintreffen an der Station. Das Ereignis konnte darüber hinaus an drei Seismometerstationen des GRSN (GERES, Wettzett und Wald an der Alz) als seismo-akustische Einkopplung registriert werden, wodurch weitere Untersuchungen im Bereich der Seismoakustik möglich waren. Auf Grund der genauen Beobachtung des Ereignisses war es möglich, das Gebiet (Streufeld) nahe der Gemeinde Stubenberg einzugrenzen, in dem Bruchstücke als Meteoriten zu Boden gingen (siehe Abbildung 3).

Abb. 3: Streufeld für den Stubenberg Meteoritenfall zwischen Stubenberg und Ering am Inn. In der linken unteren Ecke ist das Ende der berechneten Trajektorie zu sehen, als Punkte sind die Fundorte von Meteoritenstücken des Ereignisses eingezeichnetAbb. 3: Streufeld für den Stubenberg Meteoritenfall zwischen Stubenberg und Ering am Inn. In der linken unteren Ecke ist das Ende der berechneten Trajektorie zu sehen, als Punkte sind die Fundorte von Meteoritenstücken des Ereignisses eingezeichnet Quelle: Pavel Spurny und Dieter Heinlein

Bereits 6 Tage nach dem Meteoritenfall war es einem Suchteam von Dieter Heinlein, dem technischen Leiter des DLR-Feuerkugelnetzes (www.dlr.de/feuerkugelnetz) möglich, das erste von mehreren Bruchstücken des Meteoriten im prognostizierten Streufeld zu finden (siehe Abbildung 4). Insgesamt 6 Bruchstücke konnten im Laufe eines Monats nach dem Ereignis gefunden werden, das größte war 1320 g schwer.

Stubenberg Fragment M1b von 23,58 g Masse, das bereits 6 Tage nach dem Meteoritenfall gefunden werden konnteStubenberg Fragment M1b von 23,58 g Masse, das bereits 6 Tage nach dem Meteoritenfall gefunden werden konnte Quelle: Dieter Heinlein

Wir danken Dieter Heinlein und Pavel Spurny für die Kooperation und die Zurverfügungstellung der zugehörigen Informationen.

Weiterführende Literatur:
„Stubenberg: Der Meteoritenfall am 6. März 2016 in Niederbayern“, 1. Auflage 2016, Autor und Herausgeber: Dieter Heinlein

Pressemitteilung von Pavel Spurny zum Stubenbergfall: http://meteor.asu.cas.cz/Stubenberg/

Kontakt

    
Dr. Christoph Pilger
Tel.: +49-(0)511-643-2878

Diese Seite:

Hinweis zum Einsatz von Cookies

Mit dem Klick auf "Erlauben" erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihren Aufenthalt auf der Seite anonymisiert aufzeichnen. Die Auswertungen enthalten keine personenbezogenen Daten und werden ausschließlich zur Analyse, Pflege und Verbesserung unseres Internetauftritts eingesetzt. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: Datenschutz

OK

Zum Anfang der Seite ▲