Rezente Erdbeben in NW Deutschland: Folgen der Erdgasförderung und/oder ein Ergebnis natürlicher postglazialer Ausgleichsbewegungen?
Land / Region: Norddeutschland
Projektanfang: 01.03.2014
Projektende: 28.02.2017
Projektstand: 21.12.2016
Förderung: DGMK Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e.V.
In den letzten Jahren wurden in Norddeutschland wiederholt Erdbeben im Umfeld aktiver Gasfelder registriert, die mit der Förderung von Kohlenwasserstoffen in Verbindung gebracht wurden. Historische Quellen belegen aber auch, dass sich in Norddeutschland seit dem 14. Jahrhundert mehrere signifikante natürliche Erdbeben ereignet haben. Vorarbeiten zeigen, dass es auch am Ende der letzten Eiszeit in Norddeutschland starke Erdbeben gegeben hat. Dieses Phänomen wird als postglaziale Reaktivierung von Verwerfungen bezeichnet. Auslöser dieser Erdbeben waren Massenverlagerungen durch die abschmelzenden pleistozänen Eisschilde und die damit einhergehende Relaxation der Lithosphäre. Möglicherweise sind diese eisinduzierten Krustenbewegungen auch für die historische und rezente Erdbebenaktivität in Norddeutschland verantwortlich.
Abb.1 Ergebnis der Relokalisierung von Erdbeben in Norddeutschland mit 3D-Geschwindigkeitsmodellen
Quelle: BGR
Ziel des von der DGMK geförderten Forschungsprojekts ist es, die Ursachen der Erdbeben in Nordwestdeutschland zu untersuchen und die Kontrollfaktoren für die Erdbeben besser zu verstehen. Dies geschieht zum einen durch eine verbesserte Relokalisierung der Bebenherde, wobei mit dem Programm NonLinLoc der Zusammenhang zu Gasfeldern überprüft wird. Mit Hilfe von 3D Strukturmodellen werden die neu ermittelten Bebenherde mit Verwerfungen verknüpft. Anschließend wird mit numerischen Simulationen das postglaziale Reaktivierungspotenzial dieser Verwerfungen getestet. Die zu erwartenden Ergebnisse werden einen wichtigen Beitrag zur Evaluierung des Georisiko-Potenzials von Norddeutschland liefern und eine bessere Evaluierung (natürlich oder anthropogen) der Erdbeben-Auslöser ermöglichen. Die Ergebnisse sind relevant für zukünftige Gas-Förderung oder Geothermie Projekte. Sie sind zudem weltweit auf geologisch ähnliche Gebiete, die im Pleistozän vereist waren, wie z.B. Skandinavien, Großbritannien, Russland, und Nordamerika übertragbar.
Das Forschungsvorhaben wird in Zusammenarbeit vom Geologischen Institut der Universität Hannover und dem Seismologischen Zentralobservatorium der BGR durchgeführt. Im Rahmen des Projekts wird begleitend eine Promotion angefertigt. Das Projekt wird von der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e.V. (DGMK) gefördert.
Informationen zum Projekt auf der Seite der DGMK:
https://dgmk.de/publikationen/active-tectonics-in-northwest-germany-glacial-isostatic-adjustment-and-or-a-consequence-of-hydrocarbon-production
Förderungsnummer:
773, DGMK Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle e.V.- Forschungsprogramm