BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

Foraminiferen

Globigerinoides fistulosus (planktonische Foraminifere) und Uvigerina peregrina (benthische Foraminifere) aus dem SW-PazifikGlobigerinoides fistulosus (planktonische Foraminifere) und Uvigerina peregrina (benthische Foraminifere) aus dem SW-Pazifik Quelle: BGR

Foraminiferen sind im Meer lebende Einzeller (Protozoa), die im Durchschnitt 0,5 mm und kleiner sind (Kleinforaminiferen), aber auch 1-2 mm und mehrere Zentimeter groß werden können (Großforaminiferen). Ihre Gehäuse bestehen meist aus Kalziumkarbonat (CaCO3 = Calcit oder Aragonit und Spurenelementen) oder aus Fremdpartikeln in einer organisch-tektinösen Matrix. Traditionell werden agglutinierende Foraminiferen bzw. Sandschaler, porzellanartige Kalkschaler (ohne Poren) und hyaline Kalkschaler (mit Poren) unterschieden.

Foraminiferen sind ein- oder mehrkammerig und außerordentlich formenreich. Circa 80.000 Arten sind rezent und fossil beschrieben. Sie sind seit dem Kambrium, das heißt, seit 540 Millionen Jahren bekannt und leben am oder im Meeresboden (sessil, epi-, endo-benthisch), seit dem Jura auch in der Wassersäule schwebend (planktonisch). Sie besiedeln alle Meerestiefen vom flachsten Wattenmeer bis in die tiefsten Tiefseegräben, von den Tropen bis zu den Polregionen mit unterschiedlichen Arten und charakteristischen Assoziationen.

Weil sie in der Erdgeschichte eine intensive phylogenetische Evolution durchlaufen haben, eignen sich viele von ihnen, die eine relativ kurze Zeitspanne existierten, als sehr gute Leit-Fossilien für die relative Altersbestimmung der Sedimentgesteine (Biostratigraphie). Zudem liefern sie wichtige Hinweise für die Rekonstruktion der Ablagerungsbedingungen (Paläo-Environment, Paläo-Geographie).

Da die mineralisierten Gehäuse Träger chemischer Informationen (Sauerstoff-, Kohlenstoff-Isotope, Magnesium, Cadmium, Barium, Zink, Bor, Uran, Strontium, Neodym) sind, lassen sich bei guter Erhaltung in Analogie zu heutigen Verhältnissen Rückschlüsse auf frühere Wassermassen (Paläo-Ozeanographie) oder Klimabedingungen (Paläo-Klima) ziehen.

Foraminiferen sind eine der häufigsten Gruppen in marinen Schichtgesteinen. Sie sind von Bedeutung bei der Suche nach marinen Rohstoffen, bei der Klima-Analyse der jüngsten Vergangenheit oder der Chemostratigraphie.

Kontakt

    
Prof. Dr. Jochen Erbacher
Tel.: +49-(0)511-643-2795
Fax: +49-(0)511-643-532795

Diese Seite: