Neues Geoinformationssystem unterstützt nachhaltige Entwicklung der Nordsee
Die "BARD 5.0"-Nearshore-Windkraftanlage in der Außenjade. Die Anlage hat eine Nennleistung von fünf Megawatt. Das entspricht dem Stromverbrauch von 5.000 Mehrpersonen-Haushalten
Quelle: BARD-Gruppe
Die Deutsche Nordsee soll als Wirtschaftsraum systematisch erschlossen werden. Eine wichtige Grundlage dafür bilden Geoinformationen. Wichtige wissenschaftliche Grundlagen hierfür liefert das Gemeinschaftsprojekt „Geopotenzial Deutsche Nordsee“ (GPDN), an dem zurzeit die BGR zusammen mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) arbeitet.
Die Ergebnisse der laufenden geowissenschaftlichen Untersuchungen fließen in das „Geoinformationssystem Nordsee“ ein, dessen Produkte ab dem Jahr 2013 auf einer Internet-Plattform Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Behörden zur Verfügung stehen sollen. „Das Projekt macht grundlegenden Geoinformationen über die Entstehungsgeschichte und den strukturellen Aufbau des Nordseeraumes zugänglich“, erläutert BGR-Projektkoordinator Dr. Lutz Reinhardt. „Auf diese Weise schaffen wir das nötige Wissen, das für eine nachhaltige Entwicklung des Wirtschaftsraumes Nordsee und den Schutz der Natur unerlässlich ist.“
Der Ausschnitt aus dem 3D-Modell des tieferen Untergrundes zeigt Salzstöcke und einen wahlfreien Schnitt durch geologische Schichten (Zechstein, Unterer bzw. Mittlerer Buntsandstein) im Bereich der Ostfriesischen Inseln
Quelle: Geopotenzial Deutsche Nordsee (GPDN)
Die Karte zeigt die Datengrundlage (Bohrungen, Sedimentproben), auf deren Basis erstmalig eine flächendeckende Sedimentverteilung am Meeresboden für die gesamte Deutsche Nordsee dargestellt wird
Quelle: Geopotenzial Deutsche Nordsee (GPDN)
Die im Projekt gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse bilden eine wichtige Grundlage für den weiteren Ausbau von Offshore-Windenergieparks sowie für die Trassenplanung von Pipelines und Seekabeln. Die Informationen helfen sowohl bei der Erkundung von Erdöl- und Erdgaslagerstätten oder von Sand- und Kiesvorkommen als auch bei der Potenzialabschätzung für künftige Energiespeicher oder mögliche Speicherkapazitäten im tiefen geologischen Untergrund.
Einbau des Kernrohres in den „Vibro-Corer“ an Bord der „RV Celtic Explorer“ während der GPDN-Schiffsexpedition im Sommer 2009
Quelle: GPDN
Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Partner aus Industrie, Forschung und Fachverwaltungen unterstützen das Vorhaben. Das GPDN-Team arbeitet in sechs miteinander vernetzten Projektmodulen, in denen geologische Daten gesammelt und aufbereitet werden. Dazu gehören auch die Recherche in Archiven sowie die Kooperation mit Firmen, Forschungseinrichtungen und Behörden. Auf diese Weise können alle verfügbaren Daten gebündelt und für den Aufbau des neuen Geoinformationssystem genutzt werden.
Auf bisher zwei Schiffsexpeditionen wurde u.a. der Meeresboden der Nordsee seismisch vermessen. Die Ergebnisse der Messungen sowie die entnommenen Sedimentproben helfen den Wissenschaftlern, Datenlücken zu schließen und die Sedimentverteilung am Meeresboden flächendeckend abzubilden. „Diese Informationen fließen ein in dynamische 3D-Modelle für einen digitalen „Geotektonischen Atlas“, der eine noch genauere und umfassende Darstellung des Untergrundes ermöglicht und ebenfalls Bestandteil des Geoinformationssystems Nordsee sein wird. „Mit Hilfe der 3D-Modelle lassen sich geologische Strukturen im Untergrund besser analysieren. Dies erleichtert künftige Planungen im Offshore-Bereich und hilft auf diese Weise, die vielfältigen Nutzungsansprüche und Überschneidungen mit den Zielen des Umwelt- und Naturschutzes besser miteinander in Einklang zu bringen“, erklärt BGR-Projektkoordinator Reinhardt.
Kontakt