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BGR-Workshop: Experten fordern besseres Frühwarnsystem für Naturgefahren

Beim BGR-Workshop diskutierten Experten über bessere Frühwarnsysteme für Naturgefahren wie Felsstürze und HangrutscheBeim BGR-Workshop diskutierten Experten über bessere Frühwarnsysteme für Naturgefahren wie Felsstürze und Hangrutsche Quelle: BGR

An Hand von Postern wurden während des Workshops Forschungsergebnisse und neue Frühwarnkonzepte erörtertAn Hand von Postern wurden während des Workshops Forschungsergebnisse und neue Frühwarnkonzepte erörtert Quelle: BGR

Naturgefahren bedrohen weltweit zunehmend Menschen und öffentliche Versorgungsnetze. Vor allem Deutschland braucht ein besseres Risikomanagement bei Felsstürzen und Hangrutschen, forderten jetzt die Teilnehmer eines internationalen Workshops der BGR.

Unter dem Titel „Warn- und Risikomanagement bei Massenbewegungen“ berieten Wissenschaftler, Ingenieure sowie Vertreter von geologischen Diensten aus Österreich, der Schweiz und Deutschland über neue Konzepte im Umgang mit gravitativen Naturgefahren.

Eine wichtige Grundlage für die Experten-Diskussion sind aktuelle Forschungsvorhaben wie die Projekte SLEWS (Sensorbased Landslide Early Warning System) und ILEWS (Integrative Landslide Early Warning Systems), die sich konkret mit den Gefahren durch Felsstürze und Hangrutsche befassen. Ziel beider Vorhaben, die im Rahmen des GEOTECHNOLOGIEN-Programms des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden, ist die Entwicklung prototypischer Frühwarnsysteme für Massenbewegungen.

„Die Teilnehmer des Workshops waren sich darin einig, dass wir ein effizienteres Kommunikations- und Frühwarnsystem brauchen, um Schäden künftig zu reduzieren“, fasst BGR-Projektleiterin Dr. Kristine Asch das zentrale Ergebnis der Veranstaltung zusammen.

Vorführung von SLEWS: Aktuelle Messwerte können über einen Internet-Browser eingesehen und heruntergeladen werdenVorführung von SLEWS: Aktuelle Messwerte können über einen Internet-Browser eingesehen und heruntergeladen werden Quelle: BGR

Wichtige Bausteine eines verbesserten Alarmsystems sind zum einen standardisierte Informationsprozesse. Dr. Tomás Fernandez-Steeger, SLEWS-Projektleiter, betonte in seinem Workshop-Beitrag, dass mithilfe von Echtzeitüberwachungen auf Basis von Sensor- und Netzwerktechnologie Warnungen technisch zeitnah übermittelt werden können. Doch genauso wichtig für ein erfolgreiches Frühwarnsystem sind aus seiner Sicht effiziente Dienstwege und klare Handlungsanweisungen in den zuständigen Behörden und Institutionen. Ähnlich sieht es Dr. Rainer Bell, wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien und Mitarbeiter im Projekt ILEWS. Er verwies auf die Notwendigkeit, Warnungen in jeweilige Entscheidungsprozesse zu integrieren.

„Das Warnmanagement darf nicht allein auf die technischen Informationsprozesse reduziert werden. Wir brauchen auch die Einbindung in gesellschaftliche Prozesse, damit die Alarmsysteme schnell und rechtzeitig die richtigen Zielgruppen erreichen“, betont Asch. So machten die Teilnehmer des Workshops deutlich, dass ein erfolgreiches Warnmanagement eng mit der Ausprägung eines allgemeinen Risikobewusstseins zusammenhängt.


„Frühwarnung sollte in einem breiteren Kontext gesehen werden“, so Workshop-Organisatorin und BGR-Expertin Stefanie Haß. „Eine nutzerzentrierte Warnung setzt voraus, dass bereits vor der Implementierung eines Frühwarnsystems ein gesellschaftlicher Konsens darin besteht, wie man mit der Naturgefahr und ihren Auswirkungen vor Ort umgehen will. Wünschenswert wäre bereits im Vorfeld die Erarbeitung eines Konzepts, das aufzeigt, wie mit den gewonnenen Informationen aus dem Frühwarnsystem künftige Ereignisse bewältigt werden können“, so Haß.

Bergsturz von Randa (Wallis, Schweiz)Bergsturz von Randa (Wallis, Schweiz) Quelle: Wandervogel




Deshalb ist es aus Sicht der Experten auch sehr wichtig, dass die Frühwarnsysteme einzelner Länder in Notfallkonzepte integriert werden. Dabei ist zu beachten, dass eine Vorhersage von Felsstürzen und Hangrutschen bisher mit einer relativen Wahrscheinlichkeit zu treffen sind. Die Bestimmung eines Schwellwertes, bei dessen Überschreitung eine Warnung ausgesprochen wird, setzt ein individuelles Prozessverständnis voraus. Umso wichtiger sind präventive Maßnahmen. Simulationen und Modellrechnungen könnten nach Meinung vieler Experten dabei helfen, gefährdete Bereiche und deren Reichweite zu bestimmen. Betont wurde, dass Gefahrenhinweiskarten, wie sie derzeit für den Bayerischen Alpenraum erstellt werden, oder Gefahrenkarten nach Schweizer Vorbild ein wichtiges Instrument für die raumplanerische Naturgefahrenprävention sind.

Kleiner Felssturz an der Ostseite des Eigers (Bern, Schweiz)Kleiner Felssturz an der Ostseite des Eigers (Bern, Schweiz) Quelle: Hadi

Felssturz in der Breitachklamm (Allgäu) von 1995Felssturz in der Breitachklamm (Allgäu) von 1995 Quelle: Armin Kübelbeck


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