BGR-Workshop: Experten fordern besseres Frühwarnsystem für Naturgefahren
Vorführung von SLEWS: Aktuelle Messwerte können über einen Internet-Browser eingesehen und heruntergeladen werden
Quelle: BGR
Wichtige Bausteine eines verbesserten Alarmsystems sind zum einen standardisierte Informationsprozesse. Dr. Tomás Fernandez-Steeger, SLEWS-Projektleiter, betonte in seinem Workshop-Beitrag, dass mithilfe von Echtzeitüberwachungen auf Basis von Sensor- und Netzwerktechnologie Warnungen technisch zeitnah übermittelt werden können. Doch genauso wichtig für ein erfolgreiches Frühwarnsystem sind aus seiner Sicht effiziente Dienstwege und klare Handlungsanweisungen in den zuständigen Behörden und Institutionen. Ähnlich sieht es Dr. Rainer Bell, wissenschaftlicher Assistent am Institut für Geographie und Regionalforschung der Universität Wien und Mitarbeiter im Projekt ILEWS. Er verwies auf die Notwendigkeit, Warnungen in jeweilige Entscheidungsprozesse zu integrieren.
BGR-Projektleiterin Dr. Kristine Asch spricht sich für ein effizienteres Frühwarnsystem aus, damit Schäden künftig reduziert werden können
Quelle: BGR
„Das Warnmanagement darf nicht allein auf die technischen Informationsprozesse reduziert werden. Wir brauchen auch die Einbindung in gesellschaftliche Prozesse, damit die Alarmsysteme schnell und rechtzeitig die richtigen Zielgruppen erreichen“, betont Asch. So machten die Teilnehmer des Workshops deutlich, dass ein erfolgreiches Warnmanagement eng mit der Ausprägung eines allgemeinen Risikobewusstseins zusammenhängt.
„Frühwarnung sollte in einem breiteren Kontext gesehen werden“, so Workshop-Organisatorin und BGR-Expertin Stefanie Haß. „Eine nutzerzentrierte Warnung setzt voraus, dass bereits vor der Implementierung eines Frühwarnsystems ein gesellschaftlicher Konsens darin besteht, wie man mit der Naturgefahr und ihren Auswirkungen vor Ort umgehen will. Wünschenswert wäre bereits im Vorfeld die Erarbeitung eines Konzepts, das aufzeigt, wie mit den gewonnenen Informationen aus dem Frühwarnsystem künftige Ereignisse bewältigt werden können“, so Haß.
Bergsturz von Randa (Wallis, Schweiz)
Quelle: Wandervogel
Deshalb ist es aus Sicht der Experten auch sehr wichtig, dass die Frühwarnsysteme einzelner Länder in Notfallkonzepte integriert werden. Dabei ist zu beachten, dass eine Vorhersage von Felsstürzen und Hangrutschen bisher mit einer relativen Wahrscheinlichkeit zu treffen sind. Die Bestimmung eines Schwellwertes, bei dessen Überschreitung eine Warnung ausgesprochen wird, setzt ein individuelles Prozessverständnis voraus. Umso wichtiger sind präventive Maßnahmen. Simulationen und Modellrechnungen könnten nach Meinung vieler Experten dabei helfen, gefährdete Bereiche und deren Reichweite zu bestimmen. Betont wurde, dass Gefahrenhinweiskarten, wie sie derzeit für den Bayerischen Alpenraum erstellt werden, oder Gefahrenkarten nach Schweizer Vorbild ein wichtiges Instrument für die raumplanerische Naturgefahrenprävention sind.
|
|
Weitere Informationen: