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Suevit - die Spuren eines Impakts im Nördlinger Ries

Suevit – die Spuren eines Impakts im Nördlinger Ries, 13.03.2024

Zu den Belegen der Wissenschaftsgeschichte in der Berliner Sammlung der BGR gehören auch die insgesamt 183 Suevite aus dem Nördlinger Ries (Bayern/Baden-Württemberg) – unser aktuelles „Sammlungsobjekt des Quartals“.
Das älteste Belegstück stammt vom Heerhof bei Nördlingen, das im Jahr 1872 als „Rhyolithtuff“ benannt wurde. Spätere Belegproben tragen Bezeichnungen, die auf eine vulkanische Genese des Gesteins zurückzuführen sind: Tuff, Bomben, Basalt, Auswürflinge, gefritteter Ton, kontaktmetamorph überprägter Kalkstein oder zersetzter Granit.
Der Name Suevit oder „Schwabenstein“ ist vom lateinischen Suevia für Schwaben abgeleitet. Er wurde 1920 – noch in Unkenntnis ihrer wahren Genese – für die Gesteine im Nördlinger Ries eingeführt. Erst in den 1960er Jahren – nachdem die Minerale Stishovit und Coesit gefunden wurden, die nur bei extrem hohen Drücken und Temperaturen entstehen – konnte der Ursprung des Rieskraters und damit auch die Entstehung des Suevit durch einen Impakt erklärt und bewiesen werden.
Heute ist bekannt, dass vor ca. 14,6 Millionen Jahren ein etwa ein Kilometer großer Asteroid bei Nördlingen einschlug. Bei seinem Einschlag und seiner explosionsartigen Verdampfung entstand ein Druck von mehreren Millionen bar und Temperaturen von mehr als 20.000 Grad Celsius. Das anstehende Gestein wurde bis zu einer Tiefe von 800 m durchstoßen und sowohl in zerkleinerter als auch geschmolzener Form ausgeworfen. Das Rückfallsediment füllte zum großen Teil den Einschlagkrater. In der Umgebung des Kraters finden sich bis zu 25 Meter mächtige Ablagerungen des Auswurf-Suevits. Mit einem Durchmesser von 20 bis 26 Kilometern zählt der Rieskrater zu den am besten erhaltenen und gut zugänglichen Impaktkratern der Erde. Der Name Suevit wird heute auch für Gesteine anderer Impaktkrater verwendet.
Typischerweise besteht der Suevit vom Nördlinger Ries aus graubraunem, mäßig verfestigten, zersetzten anstehenden Grundgestein mit großen schwarzen Schlieren aus glasartiger Schmelze mit hellen, elfenbeinfarbenen Einsprenglingen. Der Suevit – Gestein des Jahres 2024 – ist zwar kein dekoratives Baugestein. Dennoch finden sich in vielen Großstädten Deutschlands repräsentative Bauten mit Fassaden aus Suevit. Beispiele sind das Haupttelegraphenamt in Berlin (1916) – heute ein Hotel – und der Messepalast „Specks Hof“ in Leipzig (1909).

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